Cony Welcker - La Gomera 06


Freie Bildhauerin und Bildhauermeisterin



La Gomera 2006


Das Schiff nähert sich dem Hafen von San Sebastian
Völlig übermüdet taumel ich zur Reeling
Der Wind bläst mich fast davon
Es stinkt bestialisch nach Abgasen
Irgendwelche Männer trinken Bier
Auf einmal geht alles ganz schnell
Wir sind gleich da

Ich starre auf die hellgrünen Berge
Und kann es kaum fassen
Ich bin da ! Ich bin wieder da !
Ich bin wieder zuhause....
14 Jahre bin ich in der Welt herum
zwischen Himmel und Hölle
zwischen Leben und Tod
zwischen Sinn und Unsinn
jetzt bin ich zurück

alle Frauen werden jetzt mit ihrem Gepäck auf ein kleines Boot verfrachtet
mit dem saußen wir auf die Insel auf der Insel
El Cabrito
ankommen – gucken – Zimmer gucken
Gepäck hinschmeißen – rauchen – halbtot aufs Bett fallen
Einschlafen....
Kapieren – ganz langsam kapieren und orientieren
Und : Essen fassen

Atelier gucken – aha ! so sieht es aus
Reden, guten Tag sagen
Ich bin die und die und will dies und das
Und ich bin soundso alt und soundso jung
Na dann

Schlafen – krank – malen
Barry hat gesagt ich soll alles machen, was sie sagt
Ich mach alles was sie sagt
2 Tage lang – Pause – zuviel Input – zu krank
es rasselt
es rasselt so unendlich viel in mir herum
was soll ich malen ? warum überhaupt ?
darf ich auch was anderes malen ?
was würd ich denn gern malen ?
hmm – hmm – hmm

nach einem ganzen Tag in der Sonne brüten hab ich´s dann
und es geht los
und jetzt mal ich
und jetzt bin ich wieder da
und mein Engel ist auch da
und den pack ich gleich mit aufs Bild
und es fühlt sich richtig klasse an
eben wie nach Hause kommen...
und es rührt mich sehr

und ich mal tagelang weiter
und immer wieder rührt es mich
das Malen und das Essen mit den Frauen
und das Reden und das Lachen
selbst die Wut, die auch mal um die Ecke kommt,
sie kriegt auch ihren Platz
und auch der Regen und der Sturm und die Sonne
und der Mond, den man abends zwischen den 4 Palmen sieht
und der Esel, dem ich nahe kam, der rührt mich auch
und die Frösche, die sich dumm und dämlich quaken
und der Berg den ich besteige
und das Meer, ich das ich kurz tauche
und alles, einfach alles rührt einen,
wenn man zu sich nach Hause kommt

und dann naht das Ende
und ich komm aus meiner Rührung gar nicht mehr raus
aber es kommt einfach, das Ende

und alle werden früh morgens,
wo es noch dunkel ist und man die Sterne sieht,
wieder auf das kleine Boot verfrachtet
und fahren einfach weg von El Cabrito
und ich find das gar nicht gut
aber so isses halt

und dann bin ich irgendwann wieder da, wo ich wohne
und es ist saukalt
und ich wein mir die Augen aus
weil es mich so rührt,
daß ich bei mir zu Hause war



was das ist ? das zu Hause ?
das ist da, wo es in Ordnung ist
da, wo es Respekt gibt
da, wo es freundlich ist
vielleicht sind da liebe Menschen oder ein lieber Mensch
oder ein lieber Esel oder ein lieber Baum
oder der liebe Gott
oder da, wo die Liebe des inkarnierten Menschen mit der des Kosmos verschmilzt
oder einfach da, wo es einen so rührt, daß man schier weinen muß


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